OM System OM-3
OM-3: Drei Wochen mit der befreiendsten Kamera, die ich je in der Hand hatte
Langzeittest – ohne Sponsor, ohne Testchart, ohne Bullshit.
Drei Wochen sind gleichzeitig irre viel und total wenig, um ein derart vollgepacktes Gerät wie die OM-3 wirklich auszureizen. Ich hatte sie fast täglich dabei in München – bei bayerischem Nieselregen, in der U-Bahn, in Parks, abends, mittags, mit genau zwei Objektiven und teils echt miesen Lichtverhältnissen. Aber ich bin meilenweit davon entfernt, alle Funktionen durchgespielt zu haben. 120 B/s mit Schwalben im Sturzflug, Focus-Stacking auf Insekten, Live Composite unter der Milchstraße… das kommt beim nächsten Mal. Was ihr hier bekommt, ist einfach die reale Erfahrung eines semiprofi-Fotografen, der aus Spaß und für Jobs knipst, abends seine Karten sichtet, retuschiert, A3+-Drucke macht und manchmal ausstellt. Kein Labor, keine Diagramme, kein „ich hab die toten Pixel gezählt“. Nur Praxis.
Und damit keine Missverständnisse: OM System hat mich weder bezahlt, noch Korrektur gelesen, noch mir auch nur einen Brezn spendiert. Alles, was folgt, kommt aus meinem Kopf, meinen RAW-Dateien und meinen Schultern (die sagen danke).
Vom E-10, der alles verändert hat, bis zur OM-3 von heute
Mein erstes digitales Ding war 2001 ein winziger Sony DSC-P1 mit 3,3 Megapixeln. Passte in die Jeans, ich fühlte mich wie ein Reporter. Süß, aber schnell vorbei. Der echte Knall kam mit der Olympus E-10. Dieser fette Bridge-Prosumer von Ende 2000 mit 4-Mpx-4/3"-Sensor, festem 35-140 mm f/2.0-2.4, Magnesiumbody (ein Kilo!), ausklappbarem 1,8"-Display und cleverem Blitz hat mir das Hirn rausgehauen. Ich weiß noch genau, wie ich sie in der Neuhauser Straße in die Hand nahm: der Griff füllte die Hand perfekt aus, das Gewicht war ernsthaft, aber nicht erdrückend, der optische Sucher hell, und das Spiegelklacken fühlte sich endlich nach „richtiger Kamera“ an. Da war mir klar: ich bin geliefert. Ich werde fotosüchtig.
Ich hatte sie jahrelang, verkaufte sie dann für Canon-Spiegelreflex. Aber die E-10 bleibt die Zündschnur. Ohne sie hätte ich nie Fotozeitschriften gestapelt, nie Nächte mit CCD vs. CMOS verbracht und nie 15 Jahre später Mittelformat gekauft.
Als OM System mir Anfang 2025 die OM-3 mit den beiden f/2.8-PRO-Zooms zum Test anbot, kam sofort diese Proust-Madeleine hoch. Ich hatte seit über 20 Jahren keinen Olympus mehr angefasst. Und wie viele hatte ich zwei dicke Vorurteile gegen Micro Four Thirds:
„Abends im Dunkeln geht da gar nichts.“
„Mit f/2.8 hast du das Bokeh von f/5.6 Vollformat, da isolierst du nichts.“
Ich fotografiere seit über zwei Jahren fast nur noch Fujifilm GFX 100 Mpx Mittelformat. Meine Ansprüche an Dynamik, Detail und Rendern sind… sagen wir leicht verzerrt. Umso gespannter war ich, ob die Vorurteile zerschießen oder bestätigt werden.
Design und Ergonomie – Retro-Charme mit kleinen Opfern
Neben einer analogen OM-1 sieht die OM-3 aus wie ihre digitale Tochter. Gebürstete Aluminium-Oberseite, markanter Sucherbuckel, gerade Linien, kein dicker Griff – schön, classy, genau richtig oldschool. Aber Schönheit hat ihren Preis.
Der größte Kritikpunkt für mich: der Ein/Aus-Schalter links, als Ring um den linken Auslöser. 15 Jahre lang habe ich mit dem rechten Zeigefinger eingeschaltet, ohne das Auge vom Sucher zu nehmen. Hier muss ich die rechte Hand loslassen, die linke in den winzigen Spalt zwischen Rändeln und Sucherbuckel zwängen. Mit Winterhandschuhen eine Strafe. Ich habe mir einen komischen Zwei-Hand-Videokamera-Griff angewöhnt. Klar ein Design-Dogma für die Retro-Symmetrie – aber im Dauereinsatz der einzige echte Grund, warum ich täglich geflucht habe.
Der Rest der Oberseite ist dafür genial durchdacht. Auslöser mit vorderem Rad (sofort auf Blende gelegt), hinteres Rad für Belichtungskorrektur, zwei Fn-Tasten direkt unterm Zeigefinger (ISO und Weißabgleich), klickender PASM-Wahlschalter mit Mitteldruck-Arretierung, Foto/Video/S&Q-Rad – sofort 120p 4K-Slowmo oder Timelapse. Alles blind erreichbar.
Der 2,34-Mio-Punkte-OLED-Sucher wirkt auf dem Datenblatt arm neben 5,76 Mio (OM-1 II) oder 9 Mio bei manchen Fuji/Leica. In echt ist der Unterschied viel kleiner als gedacht. 120 Hz im High-Perf-Modus, 0,83× Vergrößerung, 19 mm Austrittspupille (brillentauglich), null Lag selbst bei 50 B/s AF-C, kein Regenbogeneffekt, super Sonnenlesbarkeit. Nur in extrem kontrastreichen Szenen fehlt etwas Mikrokontrast in den Tiefen. Für 500 g ein fairer Kompromiss.
Hinten der 3"-Klappdisplay seitlich ist ein Traum: hell auch in praller Sonne, irre reaktionsschneller Touch (AF-Punkt ziehen, Tap-to-shoot, Pinch-Zoom), klappt nach innen gegen Kratzer. Kein Joystick, aber das Pad und vor allem der Touch machen das wett. Nur der OK-Knopf lässt sich nicht auf AF-Punkt-zentrieren legen – öffnet stattdessen das Super Control Panel. Nervig in der Street, wenn man den Punkt mal zu weit wegzieht.
Der absolute Geniestreich: der CP-Hebel rechts vom Sucher. Umschalten + vorderes Rad = direkter Zugriff auf simulierte ND-Filter, 50/80 Mpx High-Res, Focus-Stacking, Live GND, Live Composite usw. Eine der besten Bedienideen der letzten Jahre.
Gewicht und Balance – wenn 1,5 kg dein Leben verändern
Body allein: 500 g
Mit 12-40/2.8 PRO II: 882 g
Mit 40-150/2.8 PRO: 1 260 g
Komplettes Kit zwei Zooms + Body + Akkus + Karten: unter 1,8 kg
Rechne das mal bei Vollformat nach: Pro-Body + 24-70/2.8 + 70-200/2.8 = locker 3,2–3,5 kg. Der Unterschied ist nicht nur auf dem Papier, der ist körperlich spürbar. Ich bin einen ganzen Tag von der Sendlinger Tor bis zum Olympiapark mit beiden Objektiven um den Hals gelaufen – abends waren die Nackenwirbel heil. Diese Leichtigkeit verändert, wie man fotografiert: man nimmt sie öfter mit, läuft weiter, probiert mehr, lässt sie nie im Hotel „weil zu schwer“. Und in der vollen Münchner U-Bahn fällt das Ganze überhaupt nicht auf.
Akku-Laufzeit – die Überraschung, mit der 2025 niemand mehr gerechnet hat
Die modernisierte BLS-50 (laut CIPA ca. 420 Aufnahmen) hat mich umgehauen.
Drei Wochen lang habe ich sie auf die brutalste Art benutzt: morgens aus dem Haus an, nie richtig in Standby, Sucher immer aktiv, Touchdisplay dauernd hell, 20 B/s bei jedem Radfahrer oder Hund, Live View für Aufnahmen aus der Hüfte, alle zehn Minuten Handheld High-Res 50 Mpx in der U-Bahn, hier und da Live ND… Kurz: die Nutzung eines Typen, der keine Szene verpassen will, weil er gerade den Body hochfährt.
Ergebnis: ein Akku hat locker den ganzen Tag geschafft (8–12 Stunden, 600–950 Auslösungen), abends noch 15–25 % Rest. Rekord: 1 180 echte Auslösungen (viel Serien und ca. 50 High-Res-Dateien) und beim Heimkommen um 23 Uhr noch 8 %.
In 25 Jahren Digitalfotografie habe ich das noch bei keinem System erlebt – nicht mal beim sonst akku-starken GFX100S II, wenn ich wirklich loslege. Die OM-3 ist die erste Kamera, bei der ich gedacht habe: „Ein Akku ist eigentlich schon zu viel.“ Und das, obwohl ich sie bei Spaziergängen quasi 24/7 anlasse, um in unter einer halben Sekunde schussbereit zu sein. Respekt.
Menüs und Individualisierung – erst flucht man, dann will man nie wieder was anderes
Olympus-Menüs haben den Ruf eines Labyrinths (wie bei fast allen Herstellern außer vielleicht Hasselblad). Die ersten Minuten flucht man. Dann kapierte ich die Farblogik (rot = Aufnahme, grün = AF, blau = Wiedergabe etc.), dass fast alles touchfähig ist – und seitdem nie wieder zurück. Nach vier, fünf Tagen habe ich die klassischen Menüs nicht mehr angerührt. Alles läuft über das Super Control Panel: Doppel-Tap mit der oberen linken Fn-Taste → mein komplettes Dashboard, ISO, Weißabgleich, Serienmodus, Bildstil, Live ND mit dem Finger ändern. Flüssig, süchtig machend, unendlich anpassbar. Fn-Tasten, CP-Hebel, Räder, Kreuztasten – alles frei belegbar über ein übersichtliches grafisches Menü. Ergebnis: die Kamera verschwindet, man denkt nur noch ans Foto.
Autofokus – weit besser als sein Ruf
Ich komme aus dem Fujifilm-Mittelformat, wo der AF… nennen wir es „beschaulich“ ist. Die OM-3 fühlte sich deshalb brutal schnell an. Bei gutem Licht blitzschnell. Bei sehr wenig Licht (U-Bahn-Gänge, Herbstabende) gibt’s mal Pumpen, aber die Trefferquote bleibt top. Beagle im vollen Sprint durch nasses Gras, Kinder im Englischen Garten, Radfahrer an der Isar, Kanadagänse beim Abheben vom Westpark-See: locker 85–90 % Treffer. Motiverkennung (Menschen, Tiere, Autos, Motorräder, Flugzeuge) funktioniert gut, muss aber noch manuell ausgewählt werden. Ich warte sehnsüchtig auf ein Update mit automatischer Erkennung.
Stabilisierung – 7,5 Blenden, und ich hab sie gespürt
Angegeben 7,5 LW mit Sync-IS. In echt: regelmäßig messerscharfe Bilder bei 1/4 s, 1/3 s, sogar 1/2 s im High-Res-Modus in der U-Bahn. Wahnsinn. Mit 40 mm (80 mm KB) die Rathausfassade am Marienplatz aus der freien Hand bei 1 Sekunde ohne Verwacklung. Zusammen mit den lichtstarken f/2.8-Zooms bleibt man fast immer unter ISO 2000, selbst bei richtig miesem Licht.
Noise – die nackte Wahrheit
Ja, der 20-Mpx-Sensor hat ab 6400 ISO seine Grenzen. Bei 12 800 wird das Rauschen laut, Farben matschen, feine Details verschwinden. Ab 25 600 ist es Brei. Aber dank Stabilisierung und aktuellen Denoise-Tools (DXO Photolab 9 PureRAW, Topaz, Lightroom AI) musste ich fast nie über ISO 3200 gehen – selbst in den dunkelsten U-Bahn-Stationen (Münchner Freiheit mit ihrem blauen Licht). Und wenn doch, war das Ergebnis nach Bearbeitung problemlos A3-tauglich.
Die OM-3 ist also nichts für Metal-Konzerte ohne Blitz oder Deep-Sky-Astro ohne Tracker. Aber für 95 % aller realen Situationen eines „normalen“ Fotografen reicht es locker.
Der Druck, der alle Uhren wieder gleich stellt
Und dann gibt es diesen Moment, wo man die Ausdrucke rauslegt, das A3 auf den Couchtisch knallt und zwei Meter zurücktritt. Da kriegt die ganze Debatte über Sensorgröße, Rauschen bei 12 800 ISO oder das „fehlende Material“ der 20 Mpx eine gewaltige Ohrfeige. Denn auf Papier, aus normaler Betrachtungsentfernung, fragt die OM-3 niemanden um Erlaubnis. Die handgehaltenen 50-Mpx-Dateien halten A3 so, als wären sie unter Idealbedingungen mit Mittelformat entstanden: Mikrokontrast, weiche Übergänge, Details bis in die Ecken, kein „plastikartiges“ oder überstrahltes Digitalgefühl, das man bei gestressten kleinen Sensoren manchmal sieht. Ich habe einen A3+-Abzug aus einer 50-Mpx-OM-3-RAW (nur DXO-denoised) neben einen vom GFX100S II bei ISO 800 gehängt. Meine Frau, die das ganze Jahr über Ausdrucke sieht, brauchte 20 Sekunden – und hat sich bei einem vertan. Auf dem Monitor bei 200 % natürlich sofort erkennbar. Auf Insta liken oder weiter scrollen. Aber auf Papier, in Lebensgröße, schrumpft der Abstand auf fast nichts. Und ich fordere jeden heraus: kommt vorbei, trinkt einen Kaffee, schaut euch die Bilder an der Wand an und sagt mir ohne zu schummeln, welches von der OM-3 ist und welches vom größeren Sensor. Ihr werdet lange zögern. Weil der Druck die große Gleichmacherin ist: sie verzeiht viel, zeigt das Wesentliche und erinnert daran, dass man Fotos nicht mit der Nase an den Pixeln betrachtet, sondern in der Größe, in der man sie wirklich anschaut. Die OM-3 macht auf Papier kein „kleiner Sensor“. Sie macht einfach nur schöne Bilder. Punkt.
Computational Photography – wo die OM-3 richtig anders wird
Live ND – ND-Filter, die keinen Platz mehr im Rucksack brauchen
Bis ND64 (6 Blenden). Die Kamera macht eine ultraschnelle Serie, fusioniert sie und liefert ein Bild mit Seidenwasser oder Wolkenstrichen – ohne einen Filter vorm Objektiv. Am Eisbach im Englischen Garten bei noch greellem Tageslicht: normalerweise LEE-Filterhalter raus, ND1000 reinschrauben, mit Streulicht kämpfen. Stattdessen CP-Hebel umlegen, ND16 wählen, auslösen. Drei Sekunden später: perfekter Seideneffekt, Felsen knackig, keine Farbsäume. Wiederholt an Westpark-Wasserfällen, Wolken über der Frauenkirche – klappt immer. Für 2–10 Sekunden perfekt. Für fünf Minuten unter praller Sonne holt man wieder den echten ND1000 raus, aber für 90 % meiner Touren bleiben die Rechteckfilter jetzt im Schrank.
Handheld High-Res 50 Mpx – mein absoluter Favorit
Das Feature, das den Kauf allein rechtfertigt. Die Kamera macht 8 oder 16 Aufnahmen, verschiebt den Sensor ein paar Mikrometer, fusioniert alles zu einem 50-Mpx-RAW (80 Mpx auf Stativ). Aus der Hand. Ich habe Stunden in Münchner U-Bahn-Stationen verbracht und Architektur bei miesestem Kunstlicht fotografiert – Marienplatz mit seinen blauen Fliesen, Münchner Freiheit mit den rohen Betonrampen, Westfriedhof mit apokalyptischen Neonröhren, Olympiazentrum mit seinen Schwindel erregenden Perspektiven. ISO 1600–3200, f/4–5.6, 1/4–1/6 s, 50 Mpx. Die Dateien sind messerscharf: jeder Fliesenzwischenraum, jeder Reflex, jeder Werbe-Schriftzug 100 % lesbar. Nach DXO-Denoise halten sie locker den Vergleich mit meinem GFX100S II unter Idealbedingungen. Grenzen: das Motiv muss in den ca. 2 Sekunden halbwegs ruhig bleiben (keine schnell laufenden Passanten), RAWs sind 80–120 MB groß. Aber für Architektur, Urban Landscape, Museen, Innenräume, Stillleben: eine absolute Revolution.
Die anderen Modi (Focus Stacking, Live Composite, Live GND, Mehrfachbelichtung) sind vielversprechend, aber ich hatte noch nicht das perfekte Motiv zur richtigen Zeit.
25mm, f/8, 1.6 sec, ISO 80, ND32
HD Mode Handheld
OOC vs Post DXO Photolab 9
Die zwei PRO-Objektive – absolute Oberklasse
M.Zuiko 12-40 mm f/2.8 PRO II – das Schweizer Messer, das ich nie abgeschraubt habe
KB 24-80 mm. 80 % der Zeit drauf. Schärfe ab f/2.8 mitten drin brutal, Ränder sehr gut, bei f/4–5.6 exzellent, chromatische Aberration quasi nicht vorhanden selbst unter lila U-Bahn-Neon, Verzeichnung top korrigiert. Im 50-Mpx-Modus hält es bis in die Ecken. Bokeh weich (natürlich sensorbedingt begrenzt), AF blitzschnell, Weather-Sealing perfekt. 382 g. Das perfekte Objektiv für 90 % aller Situationen.
M.Zuiko 40-150 mm f/2.8 PRO – das Tele, das die Physik verhöhnt
KB 80-300 mm bei durchgehend f/2.8 in 760 g und 16 cm Länge. Fast unanständig. Schärfe ab Offenblend chirurgisch, Bokeh bei 100–150 mm endlich überzeugend, AF ultraschnell, Stabilisierung erlaubt 1/10 s bei 150 mm aus der Hand. Radfahrer an der Isar und startende Gänse mit über 80 % Treffern bei 20 B/s. Das Objektiv, bei dem ich am meisten bereue, nicht früher auf das System umgestiegen zu sein.
Fazit – für wen wirklich, 2025?
Die OM-3 ist kein perfektes Gerät. Sie hat objektive Grenzen:
Rauschverhalten ab hoher ISO mittelmäßig
Schärfentiefe wie f/5.6 an Vollformat bei f/2.8-Optiken
Ein/Aus-Schalter links nervig
Sucher mit 2,34 Mio Punkten einen Schritt zurück
Aber sie bietet eine Erfahrung, die kein anderes aktuelles System in diesem Gewicht und Preis bietet:
KB 24-300 mm f/2.8 constant + Body unter 1,8 kg
50 Mpx aus der Hand, großformattauglich
eingebaute ND-Filter
Stabilisierung für 1/4 s in der U-Bahn
Reaktionsschnelligkeit und Diskretion ohnegleichen
Perfekt also für den Stadt-, Reise-, Wander-, Reportage-Fotografen, als leichtes Zweitgehäuse zu einem schweren System oder für Kreative, die ohne Ballast experimentieren wollen.
Nicht geeignet für den extremen Bokeh-Jäger oder den, der bei ISO 25 600 lebt.
Schluss – die OM-3, oder wie man plötzlich von einem dritten Body träumt
Als ich den Karton zugemacht und die OM-3 zurückgeschickt habe, stand ich ein paar Sekunden vor dem leeren Regal, als würde etwas fehlen. Drei Wochen sind nichts – und doch hat sich dieses kleine Ding tief in meinen Alltag eingenistet.
Mein Fujifilm GFX bleibt natürlich das Königswerkzeug für alles Professionelle, Ausstellungen, Bücher, wichtige Aufträge. Ich liebe die GFX-Reihe und stehe dazu: wenn es um maximale Substanz, Weichheit und Auflösung geht, gibt es nichts Besseres.
Mein aktuelles Zweitgehäuse ist auch ein Fujifilm (APS-C, das ich liebe und überall mitnehme). Es ist schon deutlich leichter und flotter als das Mittelformat und macht einen super Job.
Und trotzdem… trotzdem hat sich die OM-3 in eine Lücke geschlichen, die ich gar nicht kannte: die des „noch leichter, noch kompletter, noch kreativer“ Bodies, wenn das Mittelformat zu klobig ist und selbst APS-C manchmal schon zu viel wird.
Ich denke vor allem an Familienreisen. Diese Wochen, wo man mit Frau und Kindern unterwegs ist, der Koffer schon platzt, man 20 000 Schritte durch eine fremde Stadt läuft, einem Fünfjährigen im Museum hinterherrennt – und trotzdem Bilder mit nach Hause bringen will, auf die man stolz ist. Da bleibt das GFX zuhause (zu groß, zu wertvoll, zu schwer). Das APS-C kommt manchmal mit… aber nicht immer, weil selbst das mit zwei-drei Optiken irgendwann Gewicht und Platz frisst.
Die OM-3 wäre einfach im Wickelrucksack oder im kleinen Wanderrucksack verschwunden. 500 g Body, 1,3 kg mit den zwei PRO-Zooms, die 24-300 mm f/2.8 constant abdecken – wetterfest, stabilisiert, 50 Mpx aus der Hand und Seidenwasser ohne Filter… fast zu schön, um wahr zu sein.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: von allen Bodies, die ich in den letzten 15 Jahren in der Hand hatte (Canon 5D, Sony A7, Nikon Z, Leica Q, Fujifilm X und GFX…), hat mir die OM-3 am meisten zu knacken gegeben. Nicht weil sie perfekt ist (die Schwächen kennen wir), sondern weil sie eine radikal andere Erfahrung bietet: fotografische Lebensqualität. Sie will die anderen nicht auf ihrem Terrain schlagen – sie ändert einfach die Spielregeln.
Ja, ich habe sie zurückgeschickt. Aber seither habe ich mich mehrmals dabei erwischt, wie ich nach gebrauchten Angeboten und Kit-Preis für 12-40 + 40-150 suche. Und ich weiß schon jetzt: wenn ich irgendwann einen Body für Familienreisen brauche, ohne auf Bildqualität zu verzichten oder mich in einen Sherpa zu verwandeln – dann steht die OM-3 oder die OM-1 Mk II (oder ihr Nachfolger) ganz oben auf der Liste. Ganz, ganz oben.
Es ist das befreiendste System, das ich je in der Hand hatte. Und das meine ich ernst.
Denn letztlich geht es in der Fotografie auch darum: das Licht genau in dem Moment einfangen zu können, in dem es da ist – ohne sich je sagen zu müssen „hätte ich doch die Kamera mitgenommen“. Und in diesen drei Wochen in München hat die OM-3 diesen Satz aus meinem Kopf verbannt.
Das ist wahrscheinlich das schönste Kompliment, das ich ihr machen kann.